Die Gemeinde Wessobrunn, auf der Hochfläche westlich des Ammertals gelegen,
setzt sich zusammen aus den drei ehemals selbständigen Gemeinden Forst im Süden,
Haid im Norden und Wessobrunn selbst in der Mitte. Die Gesamtgemeinde umfasst zur Zeit 1850 Einwohner.
Wessobrunn kann auf eine über 1200-jährige Geschichte zurückblicken, deren
Zeugen immer noch lebendig sind: In der Talsenke hinter den Klostermauern steht
die Tassilolinde wie schon zur Zeit des herzoglichen Gründers. Es fließen die
Brunnen des Wezzo unter der dreibogigen offenen Halle, die Abt Tassilo 1735 darüber
erdichtete. Davor weitet sich der große Klosterhof, an dessen Ostseite der Graue
Herzog (Römerturm) wacht.
Der Name Wessobrunn ist im ganzen deutschen Sprachgebrauch bekannt durch das
Wessobrunner Gebet, dem kostbarsten Vermächtnis aus der frühen Zeit. Um 814 in
althochdeutscher Sprache niedergeschrieben, gilt es alt ältester erhaltener
Text der deutschen Sprache. Von größter kunstgeschichtlicher Bedeutung wurde
das Klosterdorf Wessobrunn in den Zeiten des Barock und Rokoko, als in etwa eineinhalb
Jahrhunderten über 600 Künstler von hier auszogen, um in ganz
Europa nahezu 3000 Kirchen, Klöster und Schlösser zu errichten oder mit ihrem
lebensfrohen Stuck auszustatten. Der Klosterbau in Wessobrunn ist ein Werk des
hiesigen Baumeisters Johann Schmuzer, der ihn nach eigenen Plänen von 1680 an
errichtete. Besonders sehenswert ist hier der ehemalige Fürstentrakt, sowie der
Prälatentrakt und der sogenannte Tassilosaal oder Jagdsaal, bekannt durch seine
wunderschöne Jagdmotive an der in edlem Malachit gefassten Stuckdecke.
Die Pfarrkirche in Wessobrunn beherbergt den spätromanischen Christus aus dem
13.Jahrhundert wie das liebliche Marienbild "Mutter der schönen
Liebe", das um 1700 entstanden ist.
Der Ortsteil Haid hatte als ehemaliges Klosterdorf an den kulturellen Leistungen
der Künstler bedeutenden Anteil. Zu erwähnen sind hier besonders Johann
Michael Merck als oberster Stuckateur des Königs von Preußen, Friedrich II;
ebenso Tassilo Zöpf, der Hauptmeister des späten Rokoko, sowie Matthäus Günther,
der Direktor der Augsburger Malerakademie, einer der besten Maler seiner Zeit.
Bis zum Fuß des Hohen Peißenbergs erstreckt sich mit seinen 44 Weilern das
weitausgedehnte Forst, das ein malerisches Stück bayerischer Voralpenlandschaft
bietet. Auch hier sind bedeutende Künstler zu nennen wie Kaspar Feichtmayr, der
die Türme von Benediktbeuren schuf; Georg Gigl, welcher die Bibliothek sowie
das Münster in St. Gallen stuckierte und Johann Michael Steinhauser, von dem
die Kanzel in der Wies stammt.
Die Kirche zu Forst, 1726 - 1735 als Wallfahrt zum hl. Leonhard erbaut, verdankt
Tassilo Zöpf ihren Stuck, die Altäre und die Kanzel. Das große Deckenfresko
mit dem Leben des hl. Leonhard schuf 1769 Matthäus Günther.
Alljährlich zum Fest des hl. Leonhard, am 6.November, findet in Forst bereits
seit 1717 der farbenprächtige Pferdeumritt mit Segnung statt.
Nicht zu vergessen ist der Eibenwald, auf dem Weg von Forst nach Paterzell
gelegen, der als größtes Vorkommen dieses seltenen Baumes in der
Bundesrepublik eine einmalige Sehenswürdigkeit darstellt.
Informationen unter Tel.: 08809 / 313
Quellenverzeichnis: Unser Landkreis stellt sich vor